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Mariupol
Hölle, Apokalypse, Armageddon
Igor Pjatikop, Rentner
Igor Pjatikop
Am Morgen des 24. rief mein Sohn an: „Papa, Krieg!“ An diesem Tag bekam ich meine Rente und ich schaffte es, beinahe die gesamte Summe abzuheben. Am 27. sprach ich zum letzten Mal mit meiner damaligen Frau – sie war bei meinem Sohn im Oblast (Bezirk) Charkow und danach brach die Verbindung ab. Nach und nach wurden Licht, Gas, Elektrizität, Telefon und Internet abgeschaltet – eine vollständige Blockade, mit einem Wort, sie setzten uns in eine Camera obscura. Die Explosionen ereigneten sich zunächst in der Ferne, aber es war auch keine Musik von Bach… Dann aber näher und näher, bis die Granaten praktisch direkt am Haus detonierten.

Sie verwandelten unser Haus in eine Ruine

Ich wohnte neben dem Werk „Oktober“, wo die Soldaten der Ukrainischen Streitkräfte stationiert waren. Unser Haus war einer der letzten Stalin-Bauten – es verdeckte die Fabrik – im Übrigen verwandelten sie sie in Ruinen, und die Wohnungen verbrannten die Russen einfach. Sie machten Durchgangslöcher in die Gebäude – du stehst an einer Wand und schaust auf die Straße auf der anderen Seite.

Solange nicht alle Fenster zersplittert waren, saß ich am Tage in der Wohnung, stieg jedoch nachts in den Keller hinab, in jedem Fall war es dort ruhiger. Wir saßen in der Dunkelheit bei einer Kerze oder einer Ölfunzel. Das Essen wurde zuerst auf Feuerstellen im Hof gekocht, aber als es ganz schlecht wurde und es schon Explosionen in der Nähe gab, trugen wir die Kohlebecken in den Keller. Und dort spalteten wir Holz, brieten, kochten und backten… Es mangelte schon an Brennholz – wir zerschlugen alle Möbel aus den Wohnungen.

Ein Wohnblock in Mariupol nach dem Beschuss durch russische Truppen

Quelle: Ministerium für Innere Angelegenheiten der Ukraine, Wikipedia
Dann bekamen wir humanitäre Hilfe von den Russen. Aber es waren schreckliche Schlangen, Geschimpfe. Ich persönlich ging zwei-drei Wochen zur Feldküche. Noch vor Morgengrauen musst du aufstehen, Schlange stehen, zwei Mal wird Essen ausgеgeben – Buchweizengrütze, Reis, Kartoffeln. Für einen riesigen Kessel öffnen sie einige Konservendosen mit Fleisch, dann entstand eine geleeartige Masse. Im Wesentlichen haben wir selbst gekocht. Die Teller wischten sie dann mit Toilettenpapier ab, sie sparten Wasser.

Als alle Fenster zerschlagen waren – der März war kalt – siedelte ich praktisch ganz in den Keller über. Manchmal ging ich aus – Holz besorgen, irgendetwas Notwendiges vorbereiten. Zwei Monate schlief ich in Kleidern, wie in dem sowjetischen Lied: „Wie viele Monate habe ich die Feldbluse nicht abgelegt, wie viele Monat habe ich den Gürtel nicht aufgemacht.“ Ich deckte mich mit ein paar Decken zu.

Die Menschen gewöhnen sich schnell, sonst ginge es wahrscheinlich nicht. Du beginnst dich zu gewöhnen, wir führten sogar die Kinder zum Spaziergang auf den Hof – das Mädchen war vier Jahre alt, sie fürchtete sich weder vor den Explosionen noch vor dem Dröhnen der Flugzeuge und Hubschrauber. Auf zwanzig Quadratmetern – elf Menschen, eine schreckliche Enge.

Ich sprang nach draußen und auf unserer Außentreppe – es sind nur drei Stufen – liegt ein Haufen, schon mit einer Decke verhüllt und mit irgendwelchen Jacken. Und daneben sitzt der Mann dieser Frau – „das ist von Larisa geblieben“, sagt er… Dann zählte ich acht Körper im Hof, unter ihnen drei Kinder – zwei etwa Vierzehnjährige und ein Zehnjähriger. Alle tot
In jedem Keller stand ein Kohlebecken, auf dem das Essen gekocht wurde, und als Feuerholz nutzten wir die großen hölzernen Kisten unter den russischen Granaten. Ich habe viele davon gesehen, auf jeder waren die Markierung und der Name der Munition angegeben. Ich verstehe nichts davon, aber wir sahen die Daten der Herstellung – die „neuesten“ Granaten aus den Jahren 1984 – 1986! Und viele stammten aus den 1970er Jahren…

Die Leichen der Zivilisten lagen lange auf den Wegen

Ich ging Wasser holen – zwei-drei Kilometer vom Haus entfernt – du bindest die Flaschen an eine große „Krawtschutschka“ (Einkaufstrolley) und los. Direkt über mir zischen Granaten, in der Nähe fallen Bomben. Auf einmal kam mir ein altes Lied in den Sinn: „wenn der Tod, dann ein plötzlicher“ (aus dem Lied „Es wurde ein Befehl erteilt: zu ihm – nach Westen…“) Am Brunnen stand ein weißer Kleinbus mit der Aufschrift auf der Motorhaube: „Freiwillige“. Ich schaue hin – innen vier Leichen, von einer Tür tropft Blut, sie lagen schon eine Woche da, dann hat irgendjemand den Bus weggeschafft. (Eben diesen Bus habe ich vor einem halben Jahr beim Personal eines Dokumentarfilms über Mariupol gesehen). Ich sah einen Soldaten mit einem zerschmetterten Schädel und offenliegendem blutigen Gehirn… Ich weiß nicht, ob es ein Russe oder ein Ukrainer war.

Die Leichen der Zivilisten blieben lange auf den Straßen liegen. Ich gehe über unsere Artema-Straße – eine der Hauptstraßen – und sehe zwei Körper. Auf meine Frage wird mir gesagt, dass die Frau bereits einen Monat dort liege.

Das schrecklichste geschah an meinem Geburtstag – den 12. März. Ich stand aus Dummheit mit dem Rücken zum Fenster und schwatzte mit einem Nachbarn auf dem Treppenabsatz. Da gibt es eine Explosion, die Druckwelle schlägt das Fenster heraus und es fällt mir mit Rahmen und Glasblock auf den Rücken. Alle stürzten in den Schutzraum, aber im Keller stand an der Eingangstür ein Korb mit Werkzeug – Spaten, Besen und Harken. Kurz und gut, als sie liefen, stieß jemand gegen den Kram, die Stiele fielen auf die Treppenstufen – ein Wunder, dass sich niemand Arme und Beine brach, nur einer kam zu Schaden und wurde verbunden.

Nach etwa zehn Minuten schien es ruhig geworden zu sein. Ich ging in meine Wohnung und höre plötzlich den hysterischen Schrei einer Frau. Ich sprang nach draußen und auf unserer Außentreppe – es sind nur drei Stufen – liegt ein Haufen, schon mit einer Decke verhüllt und mit irgendwelchen Jacken. Und daneben sitzt der Mann dieser Frau – „das ist von Larisa geblieben“, sagt er… Geschrien hatte ihre Schwester, sie leitete mit Larisa die Wohnungseigentümer-Vereinigung des Hauses. Dann zählte ich acht Körper im Hof, unter ihnen drei Kinder – zwei etwa Vierzehnjährige und ein Zehnjähriger. Alle tot.

Ein Arzt wurde gerufen – direkt aus unserem Haus. Er kam, aber hatte keinerlei Instrumente und auch keine Medikamente. Also zog er die Zähne mit bloßen Händen und schaffte es auch, die Zunge irgendwie zu nähen. Wodka diente als Antiseptikum
Bei uns im Keller war eine Frau, wir haben gemeinsam über Geschichte gesprochen und haben uns gegenseitig Bücher ausgeliehen. Auch sie wurde an jenem Tag getötet. Ihr Kniegelenk war zertrümmert – sie lag mitten im Hof mit unnatürlich verdrehtem Unterschenkel. Da habe ich zum ersten Mal geweint…

In diesen zwei Monaten bin ich psychisch komplett abgestürzt

Damals war ich 70 Jahre alt geworden. Mein Geburtstagsgeschenk bestand darin, dass ich am Leben geblieben war. „In einem Hemd geboren“, heißt es. Man sollte sich wahrscheinlich freuen.

Mit uns lebte ein junger Mann von zwanzig Jahren im Keller. Ein Splitter hatte sein Gesicht verletzt, die Oberlippe zerrissen, einige Zähne ausgeschlagen und die Zunge verwundet. Ein Arzt wurde gerufen – direkt aus unserem Haus. Er kam, aber hatte keinerlei Instrumente und auch keine Medikamente. Also zog er die Zähne mit bloßen Händen und schaffte es auch, die Zunge irgendwie zu nähen. Wodka diente als Antiseptikum.

In jedem Hof war ein kleiner Friedhof. Wie wir sie beerdigten? Normale Gräber auszuheben ist schwer, zumal wir nicht gerade gut gegessen haben… So gruben wir einen halben Meter tief, legten den Körper hinein, so gut wir konnten, bedeckten ihn mit Erde, machten einen Hügel, aber manchmal ragten Gliedmaßen aus der Oberfläche heraus. Die Verwandten suchten Stücke Furnierholz, schrieben Familiennamen, Vor- und Vatersnamen darauf sowie Geburts- und Sterbetag oder auch Verse…

Im Schutzraum wohnten einige hilflose Alte, sie waren mit Mühe dorthin getragen worden. Einer von ihnen starb eines „natürlichen“ Todes, durch Stress. Da war auch ein Paar, gute Leute, die Frau brachte mir einmal einige gekochte Kartoffeln und eine Dose mit heißem Wasser. Ich versuchte auch mich erkenntlich zu zeigen. Ich hatte am 12. März Geburtstag, sie am 13. – wir tauschten Geschenke aus.

Einmal saß ich mit ihrem Mann während einer Kanonade im Hof, aber sie hatte den Schutzraum aufgesucht, offenbar fühlte sie sich schlecht. Sie erlebte den Morgen nicht mehr. Sie war ungefähr 50 Jahre alt. Aber ihr Mann sagte, sie habe nie über das Herz geklagt. Nun, ich weiß es nicht. Sie hatten versucht, ihr zu helfen, aber es war kein Arzt da, so dass… Er hob eine kleine Grube aus, grub sie ein, rackerte sich sehr ab und ging dauernd zum Hügel, setzte sich, legte sich, weinte. Als sie mich abholten, winkten wir einander zu, aber wenn wir uns zum Abschied umarmt hätten, wäre ich wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen.

Zerstörung in Mariupol
In jedem Hof war ein kleiner Friedhof. Wie wir sie beerdigten? Normale Gräber auszuheben ist schwer, zumal wir nicht gerade gut gegessen haben… So gruben wir einen halben Meter tief, legten den Körper hinein, so gut wir konnten, bedeckten ihn mit Erde, machten einen Hügel, aber manchmal ragten Gliedmaßen aus der Oberfläche heraus
Also, nach zwei Monaten hatte ich wirklich einen Dachschaden. Ich wurde sentimental, weinerlich, mein Gedächtnis ließ nach. Ich habe mich nicht einmal gewaschen, nicht rasiert und mir nicht die Zähne geputzt. Es stimmt, drei Mal schaffte ich es, eine improvisierte Dusche zu nehmen – als ich mir den Kopf über einem Becken wusch, wurde das Wasser ganz schwarz. Ich hoffe sie werden das später noch redaktieren, ich erinnere mich nur an bestimmte Abschnitte …

Wir lebten fast wie Tiere

Wir sahen regelmäßig russische Soldaten – sie fuhren in Transportpanzern, Panzern und Schützenpanzern direkt in den Hof. Einige unserer Frauen hängten sich ihnen an den Hals – ich glaube nicht mit ehrlicher Überzeugung, aber immerhin.

Einmal ging ich die Straße entlang, als mich ein Soldat heranruft. Ich greife nach dem Pass in die Tasche, aber er winkt mit der Hand und holt ein Päckchen Zigaretten hervor. Aber ich rauche nicht und habe es später gegen Schmalzfleisch getauscht. In unserem Haus war ein Minimarkt. Nach den Bombardierungen wurde er geschlossen, der Besitzer fuhr nach Kiew und die Russen nutzten das aus. Sie kamen oft zu einem kurzen Besuch, besonders für einen Schnaps umsonst. Einer nahm sich eine Batterie Wodkafläschchen á 250 Gramm. Er ging, sah mich an und hielt mir eine hin. Unter Stalin nannte man bei uns die Kriegsgefangenen Verräter, aber die Menschen wollten nur überleben. Man kann auch mich einen Verräter nennen, ich nahm etwas von den Soldaten. Wir lebten, wie wir es konnten, halb wie Tiere. Moralische Erniedrigungen – das ist schrecklich.

Unmittelbar sind wir der Armee selten begegnet. Sie besetzten unsere Häuser und Wohnungen, in der ersten Zeit saßen sie in den Kellern – sie fürchteten das Erscheinen der Ukrainischen Streitkräfte. Ich hegte keine Sympathien für sie, aber auch keinen Hass. Ich selbst bin in Russland geboren, in Samara. Unter meinen Freunden waren Griechen, Juden und Deutsche. Von der Mutter bin ich Jude, vom Vater Ukrainer.

Zerstörungen in Mariupol nach dem Beschuss durch russische Truppen
Quelle: Ministerium für Innere Angelegenheiten der Ukraine, Wikipedia
Andauernd kommen mir historische Parallelen in den Sinn: als sie uns isolierten – die Leningrader Blockade; unser Haus, das sich in der Schusslinie befand – das Pawlow-Haus in Stalingrad. Und natürlich das biblische Sodom und Gomorra
Die Soldaten lebten auch nicht allzu schick. Bald fragen sie nach Wasser, dann nach etwas Anderem, aber wenn du eine Flasche Wodka mitbringst, küssen sie dich gewöhnlich. In unserem Hof war ein Brunnen, wir holten dort technisches Wasser – trinken konnte man es nicht. Ich sage auf Russisch: „Ihr müsst Tabletten haben zur Desinfektion.“ „Ja, hatten wir“, sagen sie, „im letzten Monat, aber es ist zu Ende gegangen.“ „Und eure Konserven“, frage ich, „habt ihr noch Gemüseeintopf?“ „Haben wir auch nicht mehr“, antworten sie. Sie aßen genau dieselbe scheußliche Grütze aus der Feldküche, die sie uns gaben. Ich schaue mir das an – alle haben nicht zueinander passende Schuhe – den einen hatten sie jemandem weggenommen, den anderen vielleicht bei der humanitären Hilfe gefunden, kurz und gut, ungleiche Schuhe, verschiedene Kopfbedeckungen, abgerissene, schmutzige Uniform. Die Führung sorgte nicht gut für sie.

Die Tragödie Mariupols nenne ich „die drei A“

Am 25. April kam früh morgens ein Mann zu uns in den Keller, nannte meinen Vor – und Familiennamen – und brachte mich zur Belosorajskaja Halbinsel. Obwohl ich 10 Kilo verloren hatte, war das Wichtigste trotzdem nicht das Essen, sondern heißes Wasser – zum ersten Mal wusch ich mich gründlich unter der Dusche. Mein Gesicht war vollständig mit Bartstoppeln bedeckt, im Scherz wurde ich Hemingway und manchmal auch Karl Marx genannt. Aber als ich rasiert und gekämmt war, erkannte ich mich nicht wieder – ich hatte mich sehr verändert.

Dann brachte man uns nach Berdjansk – aufgrund unserer jüdischen Abstammung, ich war im Chessed registriert. Danach wurden wir auf die Krim transportiert, in das Dorf Nikolaewka. Mein Zustand besserte sich, obwohl die Psyche natürlich traumatisiert war, ich weiß nicht, wie lange – viele Freunde und Nachbarn waren ums Leben gekommen.

Auf der Krim quartierten sie uns auf Kosten jüdischer Sponsoren in ein kleines Hotel ein. Man begegnete uns warmherzig und fürsorglich. Einmal geriet ich allerdings aus der Fassung wegen der Putzfrau – sie putzte gut, aber einmal zog sie ein T-Shirt mit dem Großbuchstaben Z an – vielleicht war sie nicht ganz bei Verstand. Und dann kam eine Familie aus Moskau – im Unterschied zu uns um Ferien zu machen und sie bezahlten gemessen an den Mariupoler Verhältnissen ziemlich viel. Es war eine nette Familie, zwei Kinder, die Frau war sehr freundlich. Aber der zehnjährige Junge trug ein T-Shirt mit einem Porträt von Putin und der Aufschrift: „Wer mich beleidigt – überlebt das nicht drei Tage“. Die Leute machten einen intelligenten Eindruck und verstanden nicht, dass hier Flüchtlinge waren, die alles verloren hatten…

Und am 1. Juni setzte man uns in Mineralnyje Wody ins Flugzeug nach Tel Aviv. Sie nahmen uns gut auf, gaben uns alles, die Leute brachten uns Kleidung, Schuhe und sogar Bücher – ich bin verrückt nach Literatur und habe in 70 Jahren nicht wenige Bücher verschlungen. Ich wohne in Netanija, die Menschen hier sind sehr gut, sie bieten Hilfe an und ich habe niemanden mit prorussischen Sympathien getroffen. Allerdings habe ich einen Neffen in Chadera – er behauptet, dass die Russen all das veranstalteten, damit die Amerikaner nicht in die Ukraine kämen. Aber ich habe in Mariupol keinen Amerikaner gesehen, russische Soldaten dagegen tagtäglich.

Das, was mit Mariupol passierte, nenne ich „drei A“: Abgrund, Apokalypse, Armageddon. Andauernd kommen mir historische Parallelen in den Sinn: als sie uns isolierten – die Leningrader Blockade; unser Haus, das sich in der Schusslinie befand – das Pawlow-Haus in Stalingrad. Und natürlich das biblische Sodom und Gomorra. Und dann noch – Marcus Porcius Cato der Ältere, der immer wiederholte, dass Karthago zerstört werden müsse. Schreckliche Assoziationen. Jemand wollte unbedingt Mariupol zerstören und ich glaube, dass WWP (Wladimir W. Putin) ein Nürnberger oder Haager Prozess bevorsteht.

Neulich sah ich einen Spot, wie eine Stadt wiederersteht – die Straßen werden aufgeräumt, Polikliniken und Geschäfte öffnen. Die Leute haben sich daran gewöhnt und man kann sie verstehen – es nicht gutheißen, aber verstehen. Wenn sich die Ukrainischen Streitkräfte das Ziel setzen, Mariupol zurückzuerobern, und von neuem Geschosse explodieren, dann werden die Menschen die Ukraine hassen. Sie hatten es erduldet, waren in ihr normales Leben zurückgekehrt, obwohl auf niedrigerem Niveau. Die Bewohner von Donezk und Lugansk sagen, dass sie im Ganzen gesehen ärmlicher leben als in der Ukraine und dem dazugehörenden Mariupol.

Was noch erzählen? Ehrlich gesagt, ich will vieles vergessen – das sind schlechte Erinnerungen, Kummer, Tränen.

Die Augenzeugenbericht wurde am 8. Juni 2022 aufgezeichnet

Übersetzung: Dr. Dorothea Kollenbach